Meldung vom 14.10.2025

Genetische Diversität

Update

Update – genetische Diversität – wo stehen wir?

Der AZKW hat durch die HV einen klar definierten Arbeitsauftrag zur Förderung der genetischen Diversität erhalten. Daher möchten wir nun über den aktuellen Sachstand informieren.

Wir haben eine umfangreiche Recherche zu dem Thema betrieben, Gespräche mit zwei verschiedenen Tiergenetikern geführt und die Leistungen einiger Labors miteinander verglichen. Auch haben wir am 4. September eine internationale Videokonferenz mit interessierten Ländern (Frankreich, Spanien, Italien, Niederlande, Schweiz, Österreich, Norwegen, Finnland und Lettland) u. a. zu diesem Thema durchgeführt. Die Zukunft der Rasse ist nicht nur mit „deutschen“ Bestimmungen zu sehen, sondern muss international, zumindest aber europäisch angegangen werden. Da der Ursprung der Rasse auf 4 Stammhunde zurück geht, (und diese auch noch miteinander verwandt waren), ist es nicht verwunderlich, das der Genpool von Anfang an sehr begrenzt war. Allerdings und „Gott sei Dank“ impliziert der hohe Inzuchtkoeffizient einer Rasse nicht automatisch eine hohe Krankheitsrate. Denn jede Rasse ist für sich zu sehen. Aber warum ist die genetische Diversität so wichtig? Die höhere genetische Vielfalt und der geringere Inzuchtkoeffizient, werden mit besserer Gesundheit, geringerer Erkrankungsrate und weniger Inzuchtdepression und deren Folgen in Verbindung gebracht.

Zudem ist die Spanne der genetischen Breite relativ gering, denn schon Mischlingshunde liegen bei ca. 45%, (sind ja schließlich genetisch alles Hunde, also müssen sie gleiche Gene haben) alle reinrassigen Hunde bei ca. 36 % und der Boxer bei ca. 28 %. Auch der Haplotypentest, (der in einigen sozialen Medien heiß diskutiert wird) bringt uns derzeit noch keine bahnbrechenden Erkenntnisse, da der Boxer nur über 4 Haplotypen verfügt, wobei der 4. Typ auch noch sehr selten ist.
Aus Amerika haben wir eine große Studie von Dr. Donner et. al. aus 2023, von 4557 Boxern (offenes Zuchtbuch – alles was aussieht wie ein Boxer ist ein Boxer und amerikanische Population) wo 27 Mutationen (Veränderung des Erbguts) beim Boxers gefunden gefunden wurden. Das ist an sich kein Problem, denn jedes Lebewesen hat Mutationen, und manche davon sind sehr selten. Auch ist die Zucht mit den Trägern von Erkrankungen möglich, wenn man diese Tiere mit „freien“ Tieren verpaart. Das bedeutet, dass man langfristig gesehen erbliche Erkrankungen reduzieren kann, wenn eine Anpaarung mit einem freien Zuchtpartner erfolgt. Das wäre längerfristig, also auf die nächsten 10 – 20 Jahre gesehen ein guter Weg, um erbliche Erkrankungen zu minimieren.
Aber um diesen Weg zu gehen, brauchen wir so viel Information über die Genetik unserer „europäischen“ Boxer wie wir kriegen können. Dafür ist es sinnvoll, Proben an ein Labor zu schicken, um uns nicht im Angebotsdschungel der Labore zu verlieren.
Wir, der AZKW, haben uns daher für eine Zusammenarbeit mit der Firma Certagen entschieden, da deren Angebot für den Boxer ein „Gesundheitspaket“ nach unseren rassespezifischen Erkrankungen zu konzipieren, genau unseren Zielen dienlich ist.

Wie geht es nun weiter?

Alle Züchter und Boxerbesitzer können in absehbarer Zeit und auf freiwilliger Basis, Speichelproben (sind durchaus ausreichend) oder Blutproben ihrer Hunde an das Labor schicken.
Es wird uns von der Firma ein ein „Gen-Testpaket“ zur Verfügung gestellt, mit dem sowohl die Identität, also der „genetische Fingerabdruck“ des Hunde festgestellt werden kann – was bei anderen Verbänden und in einigen Nachbarländern teilweise schon Pflicht ist, als auch die Bestimmung des Inzuchtwertes und der genetischen Vielfalt.
Gleichzeitig besteht die Möglichkeit bei der Firma Certagen gegen einen Aufpreis Blutproben für 10 Jahre einlagern zu lassen (Biobanking).
Die Berücksichtigung der genetischen Vielfalt stellt somit ein weiteres Hilfsmittel zur Zucht dar, kann und darf aber niemals als alleiniges Kriterium gesehen werden.

Bedingt durch die teilweise extreme Gesetzgebung in einigen unserer europäischen Nachbarländern, durch die aktuellen Probleme mit den Veterinärämtern, so wie durch die ständige Diskussionen um Qualzucht, sehen wir eine große Chance, dass uns die Firma Certagen ein „Boxerspezifisches Gesundheitspaket“ zur Verfügung stellen wird. So haben wir, längerfristig gesehen, gute Argumente, dass unsere Rasse gesund ist, oder aber, können Strategien entwickeln, wie man weiter vorgehen könnte.

Als „Vergleichsprobe“ ist Material von unseren „alten, gesunden“ Boxern sehr wichtig. Daher möchten wir dafür werben, dass wir und Sie dem Labor von unseren alten Boxern Probematerial zur Verfügung stellen.

Das alles wird nicht von heute auf morgen gehen und auch nicht notwendig sein. Aber „die Kopf-in-den-Sand-Politik“ wird uns nicht weiterbringen. Wir sehen an unseren Nachbarländern, welche „Blüten“ es treibt, wenn die Politik sich in die Hundezucht einmischt. Noch ist es bei uns noch nicht so weit, und wir haben die Chance sinnvoll und angemessen auf den teilweise betriebenen unsinnigen „Tierschutzwahn“ zu reagieren.

Wir werden weiter in den kommenden Boxer-Blatt Ausgaben informieren und eine Videokonferenz zur weiteren Information mit den Landesgruppenzuchtwarten findet am 20.11.2025, um 19 Uhr statt. Die Einladung erfolgt in den nächsten Wochen per E-Mail. Die Landesgruppenzuchtewarte können dann ihre Gruppenzuchtwarte und Züchter informieren.
Die Informationen des Labors werden wir gesondert in den BB und auf der Homepage zum downloaden veröffentlichen.

Der Zuchtleiter und AZKW haben bewusst den Weg der Freiwilligkeit gewählt, da wir darauf vertrauen, dass die Gesundheit der Rasse jedem Boxerbesitzer am Herzen liegt und wir somit von verpflichtenden Maßnahmen absehen können.
Nur wenn wir auf diese Weise genügend genetisches Material unserer Hunde sammeln können, ist auch die weitere Entwicklung zu Tests bei vererbten Erkrankungen möglich.
Wenn es uns gelingen sollte, das Erkrankungsrisiko für vererbbare Erkrankungen zu minimieren, wäre es ein weiterer Meilenstein, der Mensch und Tier viel Leid ersparen könnte.

Für den AZKW
Angelika Hartmann